Die emotionale Kälte neuer Gruppen lähmt das Lernen
Wie oft erleben Sie es auch: Eine neue Gruppe, neue Teilnehmende – und das Einzige, was passiert, ist eine müde Vorstellungsrunde im Kreis. „Ich heiße Ahmed, komme aus Syrien, spreche Arabisch und lerne Deutsch, weil …“ – und danach? Danach wird direkt ins erste Kapitel eingetaucht. Keine Verbindung, keine Gemeinschaft, kein Miteinander. Dabei wissen wir aus der Hirnforschung längst: Lernen funktioniert nur dort, wo Emotionen andocken können. Denn unser „Lernzentrum“ liegt direkt neben dem limbischen System – dem Gefühlszentrum. Was bedeutet das konkret? Ohne positive Gefühle bleibt das Gelernte oft an der Oberfläche. Es fehlt der emotionale Haken, der das Wissen verankert.
Kurze, wirksame Eisbrecher, die verbinden
Gruppen müssen wachsen – und zwar von Anfang an. Sie können diesen Prozess nicht einfach überspringen. Sonst zahlen Sie später die Rechnung: mangelnde Motivation, geringe Beteiligung, soziale Isolation einzelner, Konflikte oder ein unangenehmes Lernklima. Die Lösung ist einfach – und praktisch: Sorgen Sie für niedrigschwellige, kurze, freiwillige Aktionen, die Vertrauen schaffen, Gemeinsamkeiten sichtbar machen und Nähe ermöglichen. Nicht mit der Brechstange, sondern dosiert und spielerisch.
Emotion schafft Verbindung – und Verbindung schafft Lernerfolg
Sie müssen dafür weder das halbe Buch liegen lassen noch eine Theaterpädagogik-Ausbildung machen. Es reicht, regelmäßig Impulse zu setzen, die Ihre Lernenden aus der Anonymität holen. Der Mehrwert ist enorm: Gruppen, die sich gut kennen, helfen sich gegenseitig. Sie trauen sich mehr, lachen miteinander, verarbeiten Fehler leichter – und lernen nachhaltiger. Wenn Menschen lachen, fühlen, sich begegnen – dann bleibt etwas hängen. Und das merken auch Sie: Sie unterrichten nicht mehr gegen eine Wand, sondern mit einer Gruppe, die Sie trägt.
Einige bewährte Eisbrecher aus der Praxis:
Was ist anders?
Sozialform: Paararbeit | Niveau: A1–B1
Zwei Teilnehmende schauen sich genau an, drehen sich um und verändern etwas an ihrem Aussehen (z. B. Brille ab, Jacke offen, Mütze auf). Beim erneuten Blickkontakt gilt es herauszufinden: Was ist anders?
Ideal zum Einstieg in das Thema „Menschen beschreiben“, funktioniert fast komplett nonverbal und ist besonders inklusiv für Lernende mit geringen Sprachkenntnissen.
Körperteile zusammen
Sozialform: Partnerarbeit mit Musik | Niveau: A1–A2
Sie spielen Musik und lassen die TN frei im Raum gehen. Sobald die Musik stoppt, geben Sie ein Kommando: „Fuß und Knie zusammen!“ – Jetzt müssen sich Paare bilden und die genannten Körperteile verbinden.
Ein humorvolles Bewegungsspiel zur Einführung oder Wiederholung von Körpervokabular. Achtung: Vorher abklären, ob Berührungen für alle TN okay sind!
Finger-Zählen-Duell
Sozialform: Paararbeit | Niveau: A2–B1
Beide TN zeigen gleichzeitig eine beliebige Anzahl an Fingern. Wer zuerst die Summe aller Zahlen von 1 bis zur gezeigten Fingeranzahl beider Hände nennt, gewinnt. Beispiel: 3 Finger + 4 Finger = 1+2+3+4+5+6+7 = 28.
Fördert schnelles Kopfrechnen, Konzentration und bringt die Gruppe zum Lachen. Gleichzeitig ist es ein spannendes Mini-Wettspiel.
Heads und Tails
Sozialform: Plenum | Niveau: A1–B1
Ein klassisches Münzenspiel: TN tippen, ob Sie 2x Kopf, 2x Zahl oder 1x Kopf + 1x Zahl zeigen werden. Sie bewegen ihre Hände entsprechend – Kopf, Po oder beides. Wer falsch liegt, scheidet aus.
Ein aktivierender Einstieg mit hoher Beteiligung – perfekt, um Spannung und Aufmerksamkeit zu wecken. Ganz ohne Vorbereitung!
Verknotet buchstabieren
Sozialform: Kleingruppe | Niveau: A2–B1
Vier TN bilden eine Gruppe – zwei barfuß, zwei mit Buchstaben auf den Händen. Die Buchstaben bilden Wörter, die vom Rest der Klasse erraten oder vorgelesen werden. Die Gruppe muss sich so positionieren, dass man das Wort gut lesen kann.
Buchstabieren mit Bewegung und Teamarbeit – eine kreative Methode für die Wortschatzerweiterung oder Festigung.
Schlüsselbund-Memo
Sozialform: Partnerarbeit | Niveau: B1+
Die TN stellen sich gegenseitig anhand ihrer Schlüsselbunde vor. Was erzählen uns die Schlüssel über ihre Besitzer? Fahrrad, Haustür, Spind – jedes Detail erlaubt einen kleinen Einblick in die Lebenswelt.
Biografisches Erzählen in einem geschützten Rahmen, das Vertrauen aufbaut und authentische Kommunikation ermöglicht.
Ich bin ein offenes Buch für dich
Sozialform: freie Bewegung | Niveau: A2–B2
Auf einem Blatt notieren TN Statements zu Themen wie „Was ich mag“, „Wofür ich brenne“, „Was mich nervt“. Diese Antworten werden gut sichtbar am Körper befestigt. Nun gehen alle durch den Raum, lesen und kommen ins Gespräch.
Eine niederschwellige, persönliche Kennenlernmethode, bei der die TN selbst steuern, wie viel sie von sich zeigen – ganz ohne Gruppenzwang oder Vorstellungsdruck.
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Um Ihren Unterricht abwechslungsreich und lernwirksam zu gestalten, lohnt sich auch ein Blick auf weitere praxisnahe Ideen und Materialien:
DeutschDuell: Lernspielkarten: diese Lernspielkarten fördern die mündliche Kommunikation und sind ideal für den Einsatz in neuen Gruppen. Sie ermöglichen es den Lernenden, sich spielerisch kennenzulernen und gleichzeitig ihre Sprachkenntnisse zu vertiefen.
Tausch-Rausch 3 : Dieses Kartenspiel kombiniert Spaß mit Grammatiktraining. Es eignet sich hervorragend als Eisbrecher, da es die Lernenden dazu anregt, miteinander zu interagieren und gleichzeitig ihre Kenntnisse der Wortarten zu festigen.
Gefrorene Rollenspiele – DaF/DaZ Theater: Die Spiele bieten Ihnen vielfältige Möglichkeiten, um den Einstieg in neue Lerngruppen zu erleichtern und eine positive Lernatmosphäre zu schaffen.
Bild für canva: @gettyimages






