Viele Lernende verarbeiten Texte nur oberflächlich. Sie lesen, lösen Aufgaben, klären Vokabeln – und schon geht es weiter. Inhalte werden so oft nicht nachhaltig im Gehirn verankert. Besonders auffällig ist dies beim Lesen in einer Fremdsprache oder bei komplexen Fachtexten.
Hier greifen bekannte Schwierigkeiten: Das menschliche Gehirn speichert Informationen am effektivsten, wenn sie multisensorisch und mehrfach wiederholt verarbeitet werden. Lesen geschieht jedoch oft linear und analytisch: Buchstabe für Buchstabe, Wort für Wort. Im Gegensatz dazu erkennen Muttersprachler*innen Wörter und Satzstrukturen als visuelle Muster, was flüssiges Lesen und langfristiges Behalten erleichtert.
Zudem verbringen Lernende oft zu wenig Zeit mit einem Text. Schon nach kurzer Bearbeitung wird zum nächsten Thema gewechselt. Dieser Umgang verhindert, dass das Gehirn die Texte auf mehreren Ebenen verarbeitet – semantisch, visuell und kognitiv – und führt zu einer oberflächlichen Speicherung.
Konfettitexte
Die Methode Konfettitext setzt genau an diesen Punkten an. Sie ist einfach, flexibel und für verschiedene Lern- und Arbeitskontexte einsetzbar. Grundlage ist ein bereits bekannter Text, der durch kleine visuelle Hindernisse – etwa Konfetti oder Stifte – teilweise verdeckt wird. Die Lernenden müssen ihn trotzdem lesen.
Theoretische Begründung:
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Visuelles Lernen: Das Gehirn lernt besser, wenn Informationen nicht nur linear verarbeitet werden. Das teilweise Verdecken von Texten zwingt das visuelle System, Wörter als Ganzbilder zu erkennen.
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Verarbeitungstiefe: Nach dem Modell von Craik & Lockhart (1972) werden Informationen besser gespeichert, je tiefer sie verarbeitet werden. Die Herausforderung durch verdeckte Wörter erhöht die kognitive Tiefe.
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Transfer auf Sprach- und Lesefähigkeiten: Die Methode unterstützt die Entwicklung von flüssigem Lesen, Worterkennung und semantischem Verstehen.
Ziel: Wörter visuell abspeichern, flüssiger lesen
Dauer: ca. 5 Minuten
Sozialform: Partner, Kleingruppe oder Einzelarbeit
Material: Text, Konfetti oder Stifte
Ablauf:
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Auswahl eines bekannten Textes.
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Streuen von Konfetti oder Legen von Stiften, sodass Teile des Textes verdeckt sind.
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Lesen des Textes trotz teilweise verdeckter Wörter.
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Austausch über Textverständnis und visuelle Wahrnehmung (optional).
Variationen:
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Arbeit in Kleingruppen, Austausch über Lesestrategien und visuelle Wahrnehmung.
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Partnerarbeit mit anschließender Reflexion im Plenum.
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Einzelarbeit auf persönliche Texte oder Fachtexte, ggf. Fokus auf schwierige Passagen.
Nutzen
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Fördert visuelles Lesen und Mustererkennung.
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Unterstützt schnelles, flüssiges Lesen auch in der Fremdsprache.
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Ermöglicht tiefere Verarbeitung von Texten, da das Gehirn mehrere Reize gleichzeitig verarbeitet.
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Steigert Motivation und Aufmerksamkeit, da die Aufgabe spielerisch und ungewöhnlich ist.
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Flexibel einsetzbar in verschiedenen Lern- und Arbeitskontexten.
Wissenschaftlicher Hintergrund:
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Craik & Lockhart (1972): Tiefe Verarbeitung fördert langfristiges Behalten.
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Gehirnforschung: Wiederholtes, multisensorisches Lernen aktiviert verschiedene Regionen des Gehirns, u. a. für visuelles und sprachliches Gedächtnis.
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Leseforschung: Sichtbares Wortbild („word shape“) beschleunigt die Worterkennung und das flüssige Lesen.
Probieren Sie die Konfettitext-Methode aus – und erleben Sie, wie Lernende Texte schneller erkennen, flüssiger lesen und Inhalte dauerhaft abspeichern.
Download: Konfetti-Text
Literaturverzeichnis
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Craik, F. I. M., & Lockhart, R. S. (1972). Levels of processing: A framework for memory research. Journal of Verbal Learning and Verbal Behavior, 11(6), 671–684. (bes. S. 675–676: Theorie der Verarbeitungstiefe)
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Dehaene, S. (2010). Lesen. Die größte Erfindung der Menschheit und was dabei in unseren Köpfen passiert. München: Knaus. (bes. S. 47–55: visuelle Worterkennung)
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Hüther, G. (2012). Bedienungsanleitung für ein menschliches Gehirn. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. (bes. S. 101–112: wiederholtes, multisensorisches Lernen)
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Külenja, M. (2021). Gehirn & Lernen: Neue Erkenntnisse aus der Forschung. Berlin: Beltz. (bes. S. 83–95: Lernprozesse und neuronale Verknüpfungen)
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Rosebrock, C., & Nix, D. (2008). Grundlagen der Lesedidaktik und der systematischen schulischen Leseförderung. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren. (bes. S. 21–36: Dimensionen der Lesekompetenz und visuelle Mustererkennung)
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