Motivation ist wohl eine der größten Herausforderungen im Kurs.
Vielleicht kennen Sie diese Situation:
Ein Kurs startet. Die Teilnehmenden sitzen vor Ihnen – aufmerksam, zurückhaltend, neugierig. In ihrem Kopf schwirren unausgesprochene Gedanken:
„Endlich mehr Sicherheit beim Sprechen!“ – „Bitte keine trockene Grammatik!“ – „Vielleicht traue ich mich hier, mutiger aufzutreten.“
Diese Erwartungen sind da, aber unsichtbar.
Und genau hier liegt die Gefahr: Werden sie nicht sichtbar gemacht, tauchen sie am Ende oft als Enttäuschung wieder auf.
Erwartungen sichtbar machen – mit einem Poster
Eine einfache Methode kann hier den Unterschied machen: das Erwartungsposter.
So funktioniert es:
- Jede:r Teilnehmende notiert zu Beginn Wünsche, Befürchtungen und Ziele auf Kärtchen.
- Alle Kärtchen werden auf einem Poster gesammelt.
- Das Poster bleibt im Raum sichtbar – ein roter Faden durch den gesamten Kurs.
- Am Ende schauen Sie gemeinsam zurück: Was hat sich erfüllt? Wo gab es Überraschungen?
Klingt simpel? Ist es auch. Und doch ist die Wirkung enorm.
Warum wirkt das Erwartungsposter so stark?
Es aktiviert gleich mehrere lernpsychologische Prinzipien:
- Selbstwirksamkeit (Bandura): Wer Erwartungen formuliert, übernimmt Verantwortung für den eigenen Lernprozess.
- Transparenz (Hattie, Visible Learning): Klare Ziele steigern nachweislich den Lernerfolg (Effektstärke 0.75).
- Emotion & Gedächtnis (Neurodidaktik): Wenn Lernende spüren, dass ihre Anliegen zählen, schaltet das Belohnungssystem auf „aktiv“ – Lernen wird leichter und nachhaltiger.
Ihr Nutzen als Lehrkraft
- Sie erkennen sofort die Schwerpunkte der Gruppe.
- Sie können Ihr Programm flexibel justieren.
- Sie haben am Ende ein klares, von den Lernenden selbst gesetztes Feedbackinstrument.
Der Gewinn für die Teilnehmenden
- Erwartungen werden ernst genommen.
- Motivation steigt, weil die eigenen Ziele präsent bleiben.
Am Ende gibt es eine ehrliche Reflexion: Was habe ich erreicht?
Für kurze und lange Formate
- Kurzkurse: Lassen Sie das Poster sichtbar hängen – es trägt durch die gesamte Zeit.
- Langformate: Variieren Sie die Methode. Zum Beispiel schreiben die Teilnehmenden zu Beginn einen Brief an sich selbst: „Was erwarte ich? Worin will ich wachsen?“ Diesen geben Sie am Ende zurück – und die Lernenden ziehen ihr eigenes Resümee.
Mehr als ein Feedbackinstrument
Das Erwartungsposter ist nicht nur eine Methode. Es ist eine Haltung.
Es signalisiert:
„Eure Wünsche sind hier wichtig. Ihr gestaltet mit.“
Und genau das verändert die Dynamik im Raum. Es stärkt Motivation, baut Vertrauen auf – und macht Lernen nachhaltig.
Laden Sie hier meine kostenlose Vorlage für ein Erwartungsposter herunter: hier.
Probieren Sie es aus – und erleben Sie, wie sich schon in den ersten 15 Minuten eines Kurses die Stimmung verändert.
Mehr dazu, wie Rückmeldungen Lernen und Lehrende prägen, lesen Sie in meinem Beitrag hier.
Wenn Sie neugierig sind, wie bewusste Kommunikation und empathisches Zuhören Motivation und Zusammenarbeit im Kurs fördern können, hören Sie unbedingt in die neue Folge des Didaktiktalks mit Ines Reimers rein. Dort erfahren Sie praxisnahe Techniken, die sich leicht in den Unterricht oder Trainingsalltag integrieren lassen. Jetzt Episode anhören.
Bild für canva: Gettyimages






