Der sprechende Lernbaum -Sprechen fördern mit Denk–Tausch–Zeig

Wie „Denk–Tausch–Zeig“ das Sprechen im Unterricht fördert

Gerade im Fremdsprachenunterricht ist Sprechen zentral – und doch erleben wir es immer wieder:
Eine offene Frage wird gestellt – und niemand antwortet.

Einige Lernende blicken plötzlich ganz versunken auf ihre Federtasche. Andere prüfen interessiert den Wandkalender. Niemand meldet sich. Was ist passiert?

Die Antwort liegt in einem Phänomen, das oft übersehen wird – und dabei so grundlegend ist: Sprechen braucht Vorbereitung.
Besonders dann, wenn es nicht in der Muttersprache geschieht. Hier setzt eine einfache, aber enorm wirkungsvolle Methode an: Denk- Tausch – Zeig. Und sie ist mehr als nur eine Technik: Sie ist eine Haltung – gegenüber Lernen, Sprache und Fehlern.

Ziel
• Förderung der mündlichen Ausdrucksfähigkeit
• Abbau von Sprechhemmungen
• Aktivierung aller Lernenden
• Sprachliche Vorbereitung durch Struktur und Partnerarbeit
• Wertschätzung individueller Lernwege (auch mit Fehlern!)
Dauer
5–10 Minuten, je nach Aufgabe und Gruppengröße
(auch als Einstieg, Auflockerung oder Wiederholung geeignet)
Sozialform
• Einzelarbeit (Denk)
• Partnerarbeit (Tausch)
• Plenum (Zeig)
Material
• Frageimpuls (mündlich oder schriftlich)
• Optional: Kärtchen, Bildimpulse, Mini-Tafel oder Arbeitsblatt
• Schreibmaterial (für Notizen oder Skizzen)

So funktioniert sie:

DENK
Die Lernenden erhalten eine gezielte Frage oder Impulsaufgabe, z. B.:
„Was sind deine Traumberufe?“ oder „Welche Feste gibt es in deinem Heimatland?“

  • Alle TN denken zunächst eine Minute lang in Ruhe nach.
  • Sie machen sich Notizen, schreiben Stichworte oder ganze Sätze auf.

Das Gehirn bekommt Zeit, eine Sprachstruktur aufzubauen – ganz ohne Druck.

Tipp: Wer schreibt, denkt doppelt – und verankert.

TAUSCH
Anschließend tauschen sich die Lernenden in Paaren aus – z. B. mit dem Nachbarn.

  • Die Hemmschwelle sinkt: Niemand spricht „allein“ vor der Klasse.
  • Alle sprechen gleichzeitig – auch stille Schüler*innen kommen ins Sprechen – ohne Scheinwerferlicht.

ZEIG
Erst jetzt folgt die Plenumsphase:
Wer möchte, kann nun etwas aus dem Partnergespräch teilen.

Die Beiträge sind sprachlich bereits geübt – das erhöht die Sicherheit. Viele melden sich jetzt, die sich vorher nie gemeldet hätten.

Diese Methode wirkt auf mehreren Ebenen – besonders im DaF-Unterricht:

Differenzierung
Schnelle Sprecherinnen können loslegen – aber auch stille Denker bekommen ihren Raum. Jeder auf seinem Niveau.

Aktivierung
Alle sind aktiv – nicht nur der eine, der sich meldet. Jeder spricht, denkt, formuliert. Parallel.

Fehlerfreundlichkeit
In kleinen Runden ist die Angst vor Fehlern geringer. So werden Fehler zu „Lernblitzen“, nicht zu Blockaden. Die Partnerarbeit schafft eine sichere Zone zum Ausprobieren, Lachen, Korrigieren – ohne Angst vor öffentlichem Fehler.

Lernpsychologie
Durch die Verknüpfung von Denken, Sprechen und Schreiben werden Inhalte tiefer verarbeitet.
Der berühmte „Denk–Sprech–Schritt“ wird zum Lern–Wirk–Pfad.

 

Gerade in neuen Gruppen wirkt dieser Dreischritt wie ein soziales Sicherheitsnetz:
Er stärkt Vertrauen, Gruppendynamik und die individuelle Sprachkompetenz – ganz ohne Zwang.

Stille ist kein Stillstand

Oft interpretieren wir Schweigen im Unterricht als passiv oder unaufmerksam.
Aber in Wahrheit passiert in der Denkzeit oft das Entscheidende:

  • Das Gehirn sortiert.
  • Wörter werden gesucht.
  • Mut wird gesammelt.

Wer nachdenken darf, wird später eher sprechen.

Denkzeit ist keine verlorene Zeit

Denk–Tausch–Zeig ist mehr als eine Methode – es ist eine Haltung:
Lernen geschieht im Rhythmus von Nachdenken – Ausprobieren – Teilen.

Fehler als Lernfenster – und warum wir mehr davon brauchen

Fehler, Versprecher, Umwege – sie sind keine Defizite.
Sie sind die Eintrittskarte ins echte Lernen.

In meiner Speaker-Performance „Liebeserklärung an den Fehler“ spreche ich genau darüber.
Warum wir als Lehrkräfte nicht glatter – sondern mutiger werden sollten.
Nicht perfekt – sondern menschlich.

Denkst du mit?

Mein persönlicher Lernbaum trägt den Namen:
Mut zur Lücke.
Weil in Lücken das Lernen beginnt.

Wie würde dein Lernbaum heißen?

Wenn du möchtest, dass diese Perspektive auf Lernen und Fehler mehr Bühne bekommt:

Dann freue ich mich über deine Stimme bei Germany’s Next Speaker Star:

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Jeder Klick zählt – für mehr Fehlerfreude im Klassenzimmer.

Danke fürs Lesen.
Danke fürs Nachdenken.
Danke fürs Mitwachsen

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Weil gute Ideen Wurzeln schlagen, wenn man sie teilt.

 

 Über den Blog

Der Blog ist als daf-daz-didaktik-blog 2015 aus der leidenschaftlichen Idee entstanden, Material und Methoden zu teilen, um gemeinsam besseren Unterricht machen zu können. Noch immer finde ich das einen wunderbaren Gedanken, denn was bin ich allein und was sind wir alle zusammen!

Mein Name ist Claudia Böschel und ich poste hier regelmäßig und freue mich, auch Ihre Ideen und Arbeitsblätter mit aufzunehmen. Schreiben Sie mir dazu gerne: info@variadu.de

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